Ricos Vorgeschichte und seine daraus entstandene Überlebensstrategie Rico ist ein Labrador-Jagdhund-Mix den ich von einer Familie, die ihn einschläfern, oder ins Tierheim geben wollte, übernommen habe. Damals war Rico 1 1/2 Jahre alt, nicht sauber, hatte chronischen Durchfall und war sehr aggressiv. Die Aggressivität zeigte sich besonders in unserer Wohnung. Rico besetzte Gegenstände, und verwehrte mit den Eintritt in manche Räume. Auch stahl er Essen vom Tisch. Wollte ich ihn an seinen Beutezügen hindern, so kämpfte er mit Drohen, Knurren und Schnappen regelrecht um seine Beute. Er hatte Angst vor jeglichen Geräuschen und fühlte sich ständig in die Enge gedrängt. Seine einzigen Ausdrucksweisen waren Knurren und Bedrohen. Im Freien hingegen war er sehr ängstlich. Er fürchtete sich im Dunkeln, unterwarf sich anderen Hunden und zeigte sich unsicher. Er war ein Hund mit 2 Gesichtern und ich hatte das Gefühl, dass er in seiner Familie nichts gelernt hatte, außer - dass er sich wehrhaft zeigen musste um überleben zu können. Je länger er bei mir war, umso selbstsicherer wurde er im Freien, und ein weiteres Problem kam zu Tage, sein Jagdtrieb. Er begann plötzlich Spuren zu verfolgen um manchmal bis zu einer Stunde weg zu bleiben und danach völlig abgehetzt zurück zu kommen. Die Probleme in der Wohnung blieben, und ich konnte mir nur dadurch helfen, dass ich ihm den Zugang zu Küche, Wohnzimmer und Schlafzimmer verwehrte. Das Knurren und Besetzen besserte sich dadurch natürlich nicht. Die Wende in Ricos Leben Ich wandte mich an Manuela und schilderte ihr unsere Probleme. Am Ende der ersten „Übungsstunde“ erstellten wir einen Trainingsplan, der darin bestand Rico bei seinen aggressiven Anfällen nie zu konfrontieren und gegebenenfalls Beschwichtigungssignale einzusetzen. Sein Futter bekam Rico von nun an nur in Verbindung mit Trainingseinheiten z.B.: steckte ich sein Futter in ein für ihn gut tragbares und verschlossenes Gefäß. Wenn Rico mir dieses Gefäß brachte, bekam er sein Futter. Rico lernte, dass Bringen und Hergeben lohnt. Insgesamt wurde nicht erwünschtes Verhalten von mir ignoriert und erwünschtes Verhalten positiv (mittels Clicker, viel Lob und Leckerli) verstärkt. Rico begriff schnell. In den nächsten Trainingsstunden mit Manuela stärkten wir unser Vertrauensverhältnis mit Suchspielen, Agility und Clickerarbeit. Seit eineinhalb Monaten, in denen wir mit Manuela trainieren, hat sich Ricos Verhalten stark verändert. Rico sprüht vor Lebensfreude, spielt ausgelassen mit anderen Hunden, freut sich auf Trainingseinheiten, ist ausgeglichener und wesentlich sicherer. Knurren und besetzen kommt ihm nur noch sehr selten in den Sinn.
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